• Ich und der Tod

    Die größte Angst in meinem Leben war die Vorstellung, den Tod meiner Mutter erleben zu müssen.

    Früher habe ich immer gesagt, wenn meine Mutter mal stirbt, bringe ich mich auch um. Aus Angst, diesen Verlust nicht aushalten zu können. Diesen Schmerz nicht ertragen zu können. 

    Im Allgemeinen habe ich das Thema Tod gerne verdrängt. Weil es unangenehm und düster erschien. 

    Als mein erstes eigenes Haustier, der Hamster Willi, starb, habe ich mir geschworen, keins mehr haben zu wollen. Um mich zu schonen und die Trauer zu vermeiden. 

    Mit dem Wandel zur heutigen Andrea durfte sich auch hier viel verändern. So viel, dass ich heute Trauerreden halte und Trauernde begleite. Am liebsten mit dem wundervollen Bestatter der neuen Zeit, der leider aktuell in Ahlen etwas zu weit entfernt liegt ;-) 

    Ich trage dazu bei, dass sich auch dieses düstere Thema in unserer Gesellschaft wandelt. Ich spreche und schreibe darüber. Der Zeitenwandel bringt uns dahin, wo wir dem angeblichen Tod angstfrei gegenüber treten können. Es ist an der Zeit, eine neue Sterbekultur aufleben zu lassen. Halleluja.


  • Vom Umgang mit dem Tod

    Der Tod ist etwas, was die meisten von uns am liebsten aus ihrem Leben streichen möchten. Ein unangenehmes Übel.

    Ein nicht gern gesehener düsterer Gesell, der unangenehme Gefühle im Gepäck hat.                                                                                         Ein Schmerzbereiter. 

    Ein Loch-Reißer.   

    Ein ungebetener Gast. 


    In den letzten Jahrzehnten wird der Tod anscheinend immer mehr aus unserem Leben verdrängt. Obwohl allein in Deutschland täglich mehr als 2800 Menschen sterben, Tendenz steigend, bekommen wir kaum etwas davon mit. Es sei denn, wir sind selbst betroffen. 

    Selbst die früher einmal schwarzen Leichenwagen sind kaum noch auf den Straßen zu sehen.                                                        Wie kommt das, warum ist das so? 

    Der Tod soll nicht auffallen. Er soll uns nicht in unserem gewohnten Rhythmus stören. Da haben wir jetzt gar keine Zeit und auch keine Lust zu. Bloß schnell weg mit dem unbequemen Ballast. 


    Keine Begegnung, bitte!


    Dabei ist es wohl der einzige Punkt im Leben, der uns allen begegnen wird! Und das ist so sicher, wie nichts anderes! 

    Doch die Rolle des Todes passt nicht mehr in unsere Gesellschaft. 


    Das mag eine der Ursachen sein, warum es uns dann oft so schwer fällt, wenn wir einen Todesfall in unserem Umfeld erleben.       

                                                

    Wir haben den Umgang damit verlernt oder vielleicht überhaupt nicht gelernt. Ich kenne keine Schule, die sich mit den Themen Tod und Sterben wirklich beschäftigt. 


    Aber dann, irgendwann im Leben - passiert es einfach und wir werden ins kalte Wasser geworfen. Völlig unvorbereitet, auf das, was mit uns passiert, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Ein Schleudergang der Gefühle.

    Wir fühlen uns hilflos, sind oft ohnmächtig und wie erstarrt. Aber auch wütend und voller Zorn. Empfinden das Leben als ungerecht. 

    Wir zweifeln an allem, vor allen Dingen an uns selbst. Haben wir wirklich alles getan? Was hätten wir besser machen können?  Fragen über Fragen…

    Wir erkennen uns oft selbst nicht wieder. Funktionieren wie eine  Marionette und werden dann doch wieder von Emotionen überwältigt. 

    Vielen Menschen fällt auch der Umgang mit Trauernden schwer.      

    So schwer, dass sie die Straßenseite wechseln. 

                              

    Noch Mitte des letzten Jahrhunderts war das ganz anders.    

    Nachbarn und Freunde besuchten die Angehörigen, um ihr Beileid zu bekunden, Trost zu spenden und Hilfe anzubieten. 

    Die Menschen starben meistens zuhause im Kreis ihrer Familien.                                             So konnten sie oft friedlich und kampflos gehen. 

    Das Loslassen, einem geliebten Menschen die Erlaubnis zu geben zu sterben, ist  wohl der schwierigste Schritt der Angehörigen.   


    Vielleicht aber ließ und lässt sich dieser Schritt  in heimeliger und gewohnter Atmosphäre doch etwas leichter gehen.    

    Leichter als bei einem, an Geräten angeschlossenem Menschen in einem  Krankenhausbett. 

    Kinder wurden damals nicht ausgeschlossen, um sie wie heute, vor solch unschönen Bildern schützen zu wollen. 

    Ein altes Ritual war, dass nach dem letzten Atemzug ein Fenster geöffnet wurde.                                                                                           Die Menschen glaubten, der Geist werde so frei gelassen.                

    Wie ich finde, ein sehr schöner Brauch.                                                                  

    Der Tod des Körpers kann als natürlicher Bestandteil des Lebens gewürdigt werden. 


    Ich persönlich wünsche mir, dass wir dort wieder hinkommen.   

    Zurück zu einem natürlichen Umgang mit dem Tod. 

    In dem getrauert und gefeiert werden darf. 


    In dem das Thema Tod nicht verdrängt sondern zurück ins Leben geholt wird. 

    In dem Trauer nicht verdrängt sondern angenommen werden kann.


  • Umgang mit Trauer Teil 1

    Trauern kann liebevolles Erinnern sein. Trauern kann aber auch ein schmerzhafter Kampf sein, der nicht enden will. 

    Was aber macht hier den großen Unterschied? 

    Den Unterschied macht unsere innere Einstellung dazu. 

    Kann ich die Trauer überhaupt da sein lassen?                                                    

    Darf sie überhaupt da sein?                                                                                 

    Kann ich mir überhaupt erlauben, traurig zu sein? 

    Darf ich Trauer fühlen und darf ich meine Gefühle zeigen?                                               

    Und nehme ich mir die Zeit, die sich Trauer von mir wünscht?                                 


    Unbegrenzte Zeit, ohne Blick auf die Uhr?                                      

    Zeit für mich allein?                                                                                    

    Und doch auch Zeit mit Menschen, um meine Trauer zu teilen?                                 

    Und kann ich das ohne Scham? 

    Ohne dem Gefühl, dem anderen damit zur Last zu fallen?


    Auch  unsere Gedanken spielen hier eine wichtige Rolle.

    Was denken wir über den Tod?                                        

    Wie denken wir über Gefühle wie Trauer, Angst und Schuld?    


    Und sind das wirklich unsere  Gedanken, oder haben wir diese vielleicht von Eltern und Gesellschaft unbewusst übernommen? 


    Gedanken sind soo mächtig. Gedanken beeinflussen unsere Realität.              

    Das Gute ist, wenn wir dieses Werkzeug bewusst nutzen, können wir unser Leben in die von uns gewünschte Richtung lenken. 

    Besonders dann, wenn es durch das Fehlen, durch den Tod eines Menschen ohnehin stark verändert ist.

    Warum nicht dann direkt den Weg in eine Veränderung gehen, der uns gut tut? Ein Weg, der unserer Natur entspricht. 

    So werden manche Menschen durch den Tod eines Nahestehenden so wach gerüttelt, dass dieser Tod die Ursache dafür ist, dass sie nun den Weg ihres Herzens gehen können. 

    Weil sie begreifen, wie endlich das Leben sein kann. Und wie begrenzt unsere Zeit hier auf der Erde ist.

    Können sich Zurückgebliebene anfangs eine Zukunft ohne den geliebten Menschen gar nicht vorstellen, so können sie sich darauf verlassen und vertrauen: Der Weg entsteht beim Gehen. 

    Wer stimmig und liebevoll mit sich selbst umgeht und seine Gefühle nicht verdrängt, wird durch diesen Prozess wachsen.                            

    Neues entsteht, während die Liebe bleibt.                                      

    Und das geschieht dann ganz von selbst.



  • Umgang mit Trauer Teil 2

    Die meisten Menschen glauben, es sei die Zeit allein, die alle Wunden heilt. 

    Aber ist das wirklich so? Können wir uns darauf verlassen, dass wir nur Monate oder auch Jahre vergehen lassen müssen, und dann ist er weg, dieser Schmerz? 

    Meine Erfahrung zeigt, dass dies ein Irrtum ist. 

    Solange wir dem Tod, dem Verlust eines geliebten Menschen mit Widerstand begegnen, wird unsere Wunde nicht wirklich heilen. 

    Solange Gedanken in uns auftauchen, wie „ es ist nicht gerecht, es sollte anders sein“,                                                                                     solange wir andere Menschen oder äußere Umstände für unser Leid verantwortlich machen, solange kann kein Frieden in uns einkehren. 

    Solange wir uns die große „Warum“-Frage stellen, auf die uns keine Antwort wirklich Ruhe schenkt, wird uns der Tod Schmerz bereiten.  Die Wunde reißt immer wieder auf.                                                                                                        

    Auf dieses „Warum“ gibt es einfach keine Antwort, die uns zufrieden stellt.  

    Vielleicht verblassen Gewohnheiten mit der Zeit.  

    Doch es ist die Trauer selbst, die ein wichtiger Bestandteil des Abschied- Nehmens ist. 

    Sie dient uns, die neue Lebens-Situation annehmen zu können. 

    Die Trauer wünscht sich Raum in unseren Herzen. 

    Sie kann uns in eine Tiefe führen, die wir im bisherigen Leben vielleicht noch nie erreicht haben. 

    So kann die Trauer unser Herz weiter machen. 

    Trauer ist das Glück, intensiv geliebt zu haben.                           

    „Trauern heißt Lieben“

    Wenn wir uns Zeit zum Trauern nehmen, uns dem Gefühl der Traurigkeit wirklich hingeben, werden wir erfahren,  dass sich der darin enthaltene Schmerz auflöst.

    Durch das Zulassen der Trauer kann sie sich wandeln und uns wieder erleichtern. 

    In dieser Wandlung entsteht Dankbarkeit.                             

    Dankbarkeit, dass es den Verstorbenen in unserem Leben gab. 

    Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit. 

    Dankbarkeit für gemeinsames Lachen.  

    Dankbarkeit für die Menschen und auch Tiere, die uns Trost spenden. 

    Dankbarkeit für die Erinnerung. Denn Erinnerung ist das, was uns bleibt.    

    Das Gefühl von Ohnmacht wandelt sich zu neu gewonnener innerer Stärke. 

    Das Gefühl von Einsamkeit wird zu einer neuen Erfahrung von Nähe. 


    Wer die Dunkelheit nicht kennt, kennt auch das Licht nicht.  

    Wer die Trauer nicht fühlt, fühlt auch die Freude nicht. 


    Alles zu seiner Zeit. 

    Und alles hat seine Zeit. 

    Und alles gehört zusammen.             

    Doch die Zeit allein heilt keine Wunden. Das können nur wir selbst. 


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  • Vom Sinn des Lebens und Todes

    Was ist der Tod? 

    Er gehört zum Leben, zweifellos. Ausnahmslos. 

    Wenn er dazugehört, wie können wir dann denken, dass der Tod Leben beendet? 

    Ist das nicht absurd? Was trauen wir Gott oder der Schöpfung oder der Allmacht denn zu? 

    Wozu das alles hier? Um ein paar Jahrzehnte etwas zu schaffen, etwas anzusammeln und es später wieder abzugeben? 

    Kann das der Sinn des Lebens sein? 

    Der Sinn eines Daseins in einer so ausgeklügelten Natur aller Dinge. Unser Körper, ein Wunderwerk, das nur von einer höheren Macht erschaffen sein kann. 

    Die Tiere, die Pflanzen, das ganze natürliche System mit seinen Elementen, die ursprünglich allen Erdbewohnern zur Verfügung standen. Es wurde und ist bestens für uns gesorgt. 

    Das alles für durchschnittlich 80 Jahre in einem Körper? Und dann soll es vorbei sein? Das wäre wirklich ein sehr schwacher Sinn. Schwachsinn. 

    Was, wenn das, was wir als Tod bezeichnen, wirklich nur das Verlassen des Körpers beschreibt. Eine leere Hülle löst sich auf, die ehemalige Füllung aber lebt. 

    Wie könnten wir sonst Kontakt haben zu Verstorbenen, wenn es da nichts mehr gibt. 

    Ich spreche aus Erfahrungen. Sie sind fühlbar wenn wir uns dem Fühlen nicht verschlossen haben. Nachdem ich nach mehreren Krankheiten und einem absoluten Tiefpunkt in diesem Leben mein ummauertes Herz wieder freigeschaufelt habe, kann ich auch wieder fühlen. Wirklich fühlen. Mitfühlen. Gott fühlen. Frieden in mir fühlen.

    Ich nehme wahr, wenn ein Verstorbenen Kontakt zu mir aufnimmt.                                                         Ich empfange Botschaften verstorbener Tiere.                                                                                                Ich habe im Kontakt zu meinem verstorbenen Vater Frieden schließen können. 

    Wie kann so etwas möglich sein, wenn der Tod das Ende bedeuten soll?

    Warum fürchten wir den Tod so sehr? 

    Ja, er bringt Veränderung in unsere Abläufe. Oft öffnet er aber Türen der Befreiung. Und er bringt uns zum Fühlen. Wenn wir uns den Gefühlen wirklich hingeben, Schmerzen zulassen und innerlich annehmen, brechen unsere Herzmauern wieder auf. 

    Wir sind fühlende Wesen, die das vergessen haben. Wir sind lebende Wesen, über den Tod hinaus. Auch das haben wir vergessen. 

    Was, wenn der Sinn dieses Mensch auf Erden Seins nur den Sinn hat, uns wieder daran zu erinnern und so den Himmel bereits auf Erden zu erfahren. 

    Wenn der Sinn des Lebens ist, zu lieben und dieser Liebe allen Raum zu schenken, so dass sie sich grenzenlos ausweiten kann. 

    Halleluja!

    fügen.